Die Freiarbeit fördert das Arbeits- und Sozialverhalten der Kinder und setzt eine besondere Art von Lehrerverhalten voraus. Er ist Helfer, Beobachter und Begleiter, der dem Schüler hilft, seine Freiheit und Selbständigkeit zu erlangen. So findet eine Verschiebung der Aktivität vom Lehrer zum Schüler hin statt. Der Ausspruch eines Kindes an Montessori „Hilf mir, es selbst zu tun“ bringt dieses oberste Prinzip zum Ausdruck.

Fast jeden Tag gibt es einen festen Zeitraum für die Freiarbeit, die das Kernstück des Unterrichts bildet. Die Schüler wählen aus dem Angebot der Arbeitsmaterialien Aufgaben aus, welche sie bearbeiten wollen. Voraussetzung dafür ist die „vorbereitete Umgebung„. Der Schüler bestimmt selbst, was, wo, mit wem und wie lange er etwas tun will. Die Freie Wahl der Arbeit fördert das Selbstbewusstsein und die Fähigkeit, Schwierigkeiten zu überwinden. Der Pädagoge steht bereit, dem Schüler zu helfen, wenn er dies wünscht oder braucht.

Freiarbeit ist keine einfache Tätigkeit. Ausdauer und Konzentration, die Grundvoraussetzungen in der Freiarbeit, muss sich bei vielen Kindern erst entwickeln. Von der Fülle der Angebote und der Interaktionsmöglichkeiten ist anfangs manches Kind überfordert. Für diesen Fall, oder wenn ein Kind sich über einen längeren Zeitraum hinweg selbst nicht für eine Arbeit entscheiden kann, ist es die Aufgabe des Lehrers zu unterstützen.

Freiarbeit bedeutet jedoch nicht, dass jeder tun und lassen kann was er will. Es müssen Regeln beachtet werden. Wichtigster Grundsatz ist, die Arbeit eines jeden Schülers vor Störungen zu schützen: Die Freiheit des einzelnen Schülers hört also dort auf, wo er die Freiheit des anderen beschneidet. Freiheit heißt: Grenzen akzeptieren. „Soziale Disziplin äußerst sich in zweifacher Weise: Als Achtung vor der Arbeit des Anderen und als Rücksicht auf das Recht des Anderen“ (Maria Montessori)

Neben der Freiarbeit gibt es auch gebundene Unterrichtsformen; z.B. Fremdsprachen, Musik, Sport, Werken mit eigenen Fachlehrern. Im Gegensatz zur Freiarbeit geht im themenorientierten Unterricht die Initiative von der Lehrkraft aus. Sie wählt ein Thema und stellt dies in den Mittelpunkt des Unterrichts. Dabei orientiert sie sich an den Bedürfnissen der Kinder und an den Lernzielen des Lehrplans.